Wer kennt das nicht: Du wirst mit einer Bitte konfrontiert, die du nicht erfüllen willst und weißt einfach nicht, wie du Nein sagen sollst.
Vielleicht hast du Angst, den anderen mit deinem Nein zu verletzen oder du weißt, dass dich hinterher dein schlechtes Gewissen plagen wird. Gründe, weshalb uns das Nein sagen schwer fällt, gibt es viele.
Wenn wir aber wissen, wie wir auf eine liebevolle Weise Nein sagen können, kann uns das die Angelegenheit schon um einiges erleichtern.
In diesem Blogbeitrag zeige ich dir konkrete Beispiele für Formulierungen, die freundlich und liebevoll sind und die es dem anderen leicht machen, dein Nein zu akzeptieren und es nicht persönlich zu nehmen.
Außerdem gebe ich dir einige Ideen mit an die Hand, die dir das Nein sagen erleichtern.
Doch zuerst zu den Formulierungen.
So kannst du liebevoll Nein sagen
Zeige Verständnis und Mitgefühl
Wenn du Verständnis für die Bitte des anderen zeigst, wirkt dein Nein auf ihn wesentlich sanfter. Und manchmal kann dein Mitgefühl für die Lage des anderen auch dazu beitragen, dass dein Nein eher liebevoll beim anderen ankommt. Du könntest z.B. sagen:
„Es tut mir Leid, dass du so viel zu tun hast, aber ich kann dir jetzt leider trotzdem nicht helfen.“
„Ich sehe, dass dir das schwer fällt und du Hilfe brauchst, doch zur Zeit habe ich leider keine Kapazitäten frei.“
„Dass ihr noch nicht genug Unterstützung bei dieser Aufgabe habt, tut mir Leid, aber im Moment habe ich einfach selbst viel zu tun und kann nicht einspringen.“
Begründe dein Nein
Du solltest dich auf keinen Fall für dein Nein rechtfertigen, aber du kannst es begründen. Wenn dein Gegenüber die Hintergründe für dein Nein versteht, kann es ihm das leichter machen, dein Nein zu akzeptieren. Dadurch weiß der andere auch, dass dein Nein nicht mit ihm persönlich zu tun und andere Ursachen hat.
Wenn jemand deine Hilfe will, es bei dir zeitlich gerade nicht passt, kannst du sagen:
„Ich würde dir wirklich gerne helfen, aber im Moment habe ich leider keine Zeit, weil ich noch xy erledigen muss.“
„Ich würde dir ja gerne bei deinem Umzug helfen, aber ich war letzte Woche stark erkältet und möchte mich noch etwas schonen, damit ich am Montag wieder fit für die Arbeit bin.“
Ein vorläufiges oder halbes Nein
Manchmal musst du gar nicht strikt Nein sagen und die Bitte des anderen absolut abweisen. Vielleicht hast du ja nur heute keine Zeit, aber morgen machst du gerne, worum man dich bittet. Oder du bist bereit, einen Teil des Wunschs zu erfüllen, aber eben nicht ganz. Dann kannst du das auch genau so sagen.
„Heute habe ich leider keine Zeit, aber ab Donnerstag bin ich frei und kann das erledigen.“
„Diese Aufgabe würde ich nur ungern übernehmen, aber wie wäre es, wenn ich dir bei der anderen helfe?“
„Diese Woche bin ich total voll mit Terminen, aber nächste Woche können wir uns gerne verabreden.“
Biete Alternativen an
Hast du eine Idee, wie der andere sein Anliegen ohne dich lösen kann? Was er selbst tun oder wen er sonst noch fragen kann? Dadurch hilfst du dem andern möglicherweise schon und zeigst ihm, dass dir seine Bitte nicht egal ist. Aber du zeigst gleichzeitig auf eine liebevolle Weise, dass du selbst nicht zur Verfügung stehst.
„Ich kann gerade leider nicht, aber frag doch mal Susanne, vielleicht hat sie ja Zeit“
„Wie wäre es denn, wenn du es mal so und so probierst?“
„Hast du mal daran gedacht, es auf diese oder jene Weise zu versuchen?“
Zeige negative Folgen auf
Du kannst beim anderen Verständnis für dein Nein hervorrufen, wenn du die negativen Folgen aufzeigst, die ein Ja für dich (und andere) hätte. Schildere dem anderen kurz, welche Nachteile es für dich (und andere) hätte, wenn du zusagen würdest.
Aber wieder gilt: Nicht rechtfertigen, sondern nur erklären und aufzeigen.
„Wenn ich dir jetzt dabei helfe, habe ich nicht mehr genug Zeit, um mich um xy zu kümmern und das würde bedeuten, dass ich z nicht schaffe.“
„Ich würde ja länger bleiben, aber dann würde ich wieder spät nach Hause kommen und mein Freund wäre darüber sehr enttäuscht.“
Zeige deine Gefühle
Wenn du dich mit einer bestimmten Bitte nicht wohl fühlst (körperlich oder emotional) oder sie deinen Werten und Überzeugungen widerspricht, kannst du auch gerne deine Gefühle schildern oder zeigen, wie es dir mit der Bitte geht.
„Ich fühle mich damit einfach sehr unwohl.“
„Ich weiß, dass dir das sehr wichtig ist und ich würde dich wirklich gerne unterstützen, aber ich bin zur Zeit wirklich nicht fit und wenn ich das auch noch mache, werde ich total ausgelaugt sein.“
„Es tut mir Leid, aber es fühlt sich für mich einfach nicht richtig an, das zu tun.“
Bedanke dich für das Vertrauen
Es kann für den anderen schön sein, wenn du dich für das Vertrauen bedankst, dass er in dich hat oder dafür, dass er dir diese Aufgabe zutraut:
„Es freut mich sehr, dass du mir das zutraust, aber ich kann leider trotzdem nicht.“
„Ich fühle mich geehrt, dass du bei dieser Sache an mich denkst, aber ich habe leider keine Zeit.“
„Es ist schön, dass du mir in dieser Sache vertraust und dich an mich wendest, aber heute geht es leider nicht.“
Mit Humor
Gibt es eine humorvolle Art, wie du dein Nein kommunizieren könntest? Humor macht vieles im Leben leichter und kann dir auch dabei helfen, liebevoll Nein zu sagen.
Bedenke nur, dass nicht jeder jede Art von Humor versteht. Also überlege dir gut, ob dein Gegenüber die richtige Person ist, um auf humorvolle Weise Nein zu sagen.
Wenn der andere nicht locker lässt
Meistens genügt es ja, wenn wir konsequent bei unserem Nein bleiben. Wenn dein Gegenüber dein Nein jedoch nicht akzeptiert und hartnäckig weiterbohrt, kannst du das freundlich ansprechen und bei deinem Nein bleiben.
„Es scheint dir wirklich sehr wichtig zu sein, dass ich Ja sage, aber so Leid es mir tut, es geht nicht.“
„Ich habe den Eindruck, dass du mich mit allen Mitteln dazu bewegen willst, Ja zu sagen. Aber ich bleibe dennoch bei meinem Nein.“
„Es ist dir wohl sehr wichtig, mich umzustimmen. Aber ich kann es trotzdem nur wiederholen, das ich heute keine Zeit habe.“
Noch ein paar hilfreiche Ideen, die dir das Nein sagen erleichtern
Sorge für Bedenkzeit
In der Regel ist es nicht zwingend notwendig, dass du dem anderen sofort eine Antwort gibst. Und wenn das der Fall ist, kann es dir das Nein sagen um einiges erleichtern, wenn du dir eine Bedenkzeit erbittest.
So schaffst du dir erst mal Freiraum, in dem du dir ganz in Ruhe überlegen kannst, ob du die Bitte erfüllen willst oder nicht. Und wenn du merkst, dass du Nein sagen möchtest, kannst du dir auch überlegen, wie du dein Nein am besten formulierst.
Dies kannst du so formulieren:
„Lass mich mal kurz überlegen. Ich sage dir gleich Bescheid.“
„Ich möchte darüber nachdenken, kann ich dir morgen (übermorgen, nächste Woche…) Bescheid sagen?“
„Ich will erst mal schauen, ob das mit etwas anderem (Terminen, Aufgaben etc.) kollidiert, kann ich dich zurückrufen?“
Werde dir über dein Warum klar
Wenn du weißt, warum du Nein sagen willst, kann dir das ebenfalls sehr helfen. Denn wenn du für dich keine wirkliche Klarheit über die Gründe deines Handelns hast, wird es dir auch umso schwerer Fallen, vor dem anderen sicher und bestimmt aufzutreten.
Überlege dir also genau, weshalb du diese Bitte abschlagen willst. Wenn du selbst nicht so genau weißt, warum du eigentlich Nein sagen willst, können dir diese Fragen helfen:
– Worum geht es bei der Bitte genau? Was ist es konkret, was der andere von mir will?
– Welchen Preis hat es, wenn ich Ja sage? Wie viel Zeit, Kraft und Energie wird es mich kosten?
– Was oder wer wird möglicherweise darunter leiden, wenn ich Ja sage?
– Hat ein Ja irgendwelche negativen Konsequenzen für mich?
– Welche Bedeutung hat der Mensch für mich, der mich um etwas bittet? Ist er mir wichtig?
– Wie oft hat mich diese Person schon um etwas gebeten (und ich habe Ja gesagt)? Will ich wirklich wieder ja sagen?
– Steht das, was ich der anderen Person geben soll (Zeit, Energie, Aufmerksamkeit etc.) im Verhältnis zu dem, was ich von ihr bekomme (im Allgemeinen)?
Übe dein Nein für dich alleine
Wenn sich bestimmte Situationen in deinem Leben wiederholen, in denen du Nein sagen möchtest, es dir aber schwer fällt, dann überlege dir genau, was du sagen möchtest (mithilfe der Vorschläge oben) und übe es für dich alleine. Stelle dich zum Beispiel vor einen Spiegel und sage das, was du dem anderen auf seine Bitte erwidern willst, immer wieder und so lange, bis du dich sicher damit fühlst.
Je öfter du diese Worte, die dir schwer fallen, für dich alleine ausgesprochen hast, desto leichter wird es dir im Ernstfall fallen, sie auch dem anderen gegenüber auszusprechen.
Rede mit dem anderen über deine Befürchtungen
Wenn du der anderen Person vertraust und du dich mit deinen Ängsten und Befürchtungen zeigen kannst, kannst du sie auch fragen, ob deine Befürchtungen zutreffen. Wird sie auf dein Nein tatsächlich so reagieren, wie du es dir ausmalst? Wird sie dann wirklich das denken, fühlen, sagen oder tun, was du dir vorstellst?
In einer vertrauensvollen Beziehung kann es dir helfen, wenn du dem anderen deine Ängste zeigst. Denn oftmals stimmt das, was wir befürchten, ja gar nicht mit der Realität überein. Und wenn wir dann vom anderen hören, dass unser Nein für ihn gar nicht so schlimm wäre, wie wir befürchten, wird uns das Nein sagen enorm viel leichter fallen.
Du bist nicht für die Gefühle des anderen verantwortlich
Egal, wie sehr du dich anstrengst, dein Nein liebevoll zu kommunizieren, es kann natürlich trotzdem sein, dass dein Gegenüber traurig, wütend oder enttäuscht reagiert. Und auch wenn genau das möglicherweise deine Horrorvorstellung ist, ist das vollkommen okay.
Du hast nun mal keine Kontrolle darüber, was der andere fühlt oder denkt. Du kannst dich nur bemühen, den anderen nicht zu verletzen. Aber wie er am Ende fühlt oder denkt, das liegt nicht in deiner Hand. Und: Du bist auch nicht dafür verantwortlich.
Für die eigenen Gefühle ist jeder immer nur selbst verantwortlich. Du bist für dich, deine Gefühle und dein Handeln verantwortlich. Und genau so auch der andere.
Also mache dich nicht verrückt, wenn der andere nicht so reagiert, wie du es dir wünscht. Du bist nicht dafür verantwortlich.
Liebevoll Nein sagen: Üben, üben, üben
Zu guter Letzt möchte ich dich dazu ermuntern, es einfach zu probieren. Übe dich im Nein sagen und lasse dich nicht davon entmutigen, wenn es mal nicht so gut läuft. Das gehört dazu.
Denn bei allem was wir neu lernen, braucht es Übung, damit es irgendwann richtig gut und leicht läuft.
Suche dir vielleicht für den Anfang Gelegenheiten, wo es dir etwas leichter fällt. Dann ist die Wahrscheinlichkeit auch größer, dass deine Mühen mit Erfolg gekrönt werden.
Außerdem ist es auch vollkommen okay, sich das Leben leicht zu machen. Jemandem, der mit dem Laufen anfängt, würdest du ja auch nicht empfehlen, gleich beim nächsten Marathon mitzumachen, oder?
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Danke für Inspirationen zu diesem Blogbeitrag: zeitzuleben.de