Alles im Leben verläuft in Phasen. Ob es die Jahreszeiten sind, die Menstruationszyklen der Frauen oder das Leben selbst, das verschiedene Phasen durchläuft. Angefangen bei der Geburt, der Kindheit, dem Erwachsensein bis hin zum hohen Alter und schließlich dem Tod. Und jeder einzelne dieser Abschnitte ist auch wieder in unendlich viele kleinere Abschnitte unterteilt.
Wohin wir auch schauen, alles unterliegt Schwankungen, Veränderungen, überall gibt es Umbrüche und Übergange. Der Wandel ist allgegenwärtig.
Auch in unserem Körper finden wir ihn. Er zeigt sich in den Wach- und Schlafphasen, in Anspannung und Entspannung, Gesundheit und Krankheit, in Jugend und Alter.
Wir handeln, als ob es keinen Wandel gäbe
Die Tatsache, dass sich alles permanent verändert, dass nichts so bleibt, wie es ist, dass alles in Phasen verläuft, ist überall sichtbar.
Doch in der Regel wollen wir von dieser grundlegenden Eigenschaft des Lebens nichts wissen. Wir planen unser Leben und erwarten, dass sich die Dinge so entwickeln, wie wir es uns vorstellen.
Wir buchen unsere Urlaube Monate im voraus, machen Pläne für unser Berufsleben, die Jahrzehnte umfassen. Wir takten unser Leben durch, wissen oft schon Wochen im voraus, wie wir einen bestimmten Abend verbringen, wie wir ein bestimmtes Wochenende gestalten werden.
Jeder macht seine Pläne
Wir planen, planen, planen. Nicht jeder von uns macht diese Pläne konkret, hält sie schriftlich fest, trägt sie in den Terminkalender ein. Bei jedem nimmt das Planen eine andere Form an.
Auch variiert es je nach Lebensbereich, wie sehr wir versuchen, den Lauf der Dinge zu lenken.
Bei der einen geht es da mehr um die Planung der Silvesterfeier oder des nächsten Wochenendtrips, eine andere konzentriert sich dagegen eher auf die Familienplanung, die Karriere oder die finanzielle Absicherung.
Doch selbst der größte Chaot und Planungsfeind hat bestimmte Vorstellungen, wie die Zukunft für ihn laufen soll – sei es auch nur, dass er sein Wochenende ganz frei von irgendwelchen Verpflichtungen und Plänen verbringen will.
Planen gibt uns Sicherheit
Das Bedürfnis des Menschen, die Zukunft zu planen und so dem permanenten Wandel und der Ungewissheit entgegenzuwirken, ist äußerst verständlich.
Denn wer kein tief verwurzeltes Vertrauen in das Leben hat, wer nicht zutiefst davon überzeugt ist, dass das Leben immer gut für ihn sorgen wird und dass alles, was geschieht, immer zu seinem Besten ist, dem bereitete die Ungewissheit der Zukunft natürlich zumindest ein gewisses Unbehagen, wenn nicht sogar Angst.
Und ich denke, dass dieser Mangel an Vertrauen auf die meisten von uns zutrifft. Bei der einen mehr, bei dem anderen weniger.
Wir suchen letztlich nach Sicherheit. Und wenn wir sie in uns selbst noch nicht gefunden haben, versuchen wir sie im Außen zu erzeugen. Das ist vollkommen normal – wenn auch vollkommen sinnlos.
Ja, auch ich tue es
Ich selbst gehöre zu diesen Ordnungs- und Strukturmenschen, die am liebsten alles und jeden im Voraus planen.
Irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich ein ganz schöner Planungsfreak bin, auch wenn das nicht besonders „cool“ ist. Dass ich gerne alles unter Kontrolle habe und ich es am besten finde, wenn alles nach meinen Vorstellungen läuft.
Ja, ich tendiere dazu, die Dinge erzwingen zu wollen und ihnen meinen Willen aufzudrücken. Puh – jetzt ist es raus!
Aber wie heißt es so schön: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Wer seine inneren Dämonen gut kennt, kann auch einen guten Umgang mit ihnen finden und sie letztlich sogar zu treuen Wegbegleitern machen.
Alles hat seine Zeit
Vor Jahren bin ich auf das wundervolle Buch „Jetzt – Die Kraft der Gegenwart“ von Eckhart Tolle gestoßen. Und darin bin ich zum ersten Mal bewusst dem Gedanken begegnet, dass das Leben immer in Phasen verläuft.
Dass es Zeiten gibt, in denen wir stark sind, und Zeiten, in denen wir schwach sind. Dass es Zeiten zum Arbeiten und Zeiten zum Ausruhen gibt. Zeiten für Freude und Zeiten für Trauer. Und dass das gesamte Leben, im Großen wie im Kleinen in Phasen verläuft.
Dass es Phasen gibt, die sich über Jahre und Jahrzehnte erstrecken. Und dass es solche gibt, die nur Stunden oder gar Minuten andauern. Dass jeder Tag und jedes Jahr in unterschiedlichen Phasen verläuft. Und dass jede Phase einmal endet und von einer anderen abgelöst wird.
Das Leben hat seinen eigenen Kopf
Als ich diese Sichtweise auf das Leben zum ersten Mal bewusst einnahm, war es für mich eine große und wichtige Erkenntnis.
Natürlich habe ich sie nicht sofort verinnerlicht und umgesetzt und von da an stets befolgt. Nein, dieser Prozess dauert bis heute an und ich vermute, dass er mich auch mein Leben lang beschäftigen wird.
Das heißt also, dass ich auch heute noch Pläne mache und versuche, dem Leben meinen Stempel aufzudrücken. Manchmal möchte ich es sogar in Ketten legen.
Doch wenn ich mich mal wieder in diesem Vorhaben verrenne, erkenne ich immer schneller, was ich da gerade tue und lasse schließlich los – mal mehr und mal weniger freiwillig.
Das Leben ist einfach nicht zu bändigen. Es ist wie ein wilder Drache, für den es keine Ketten oder Fesseln gibt, die ihn dauerhaft zähmen könnten.
Das Leben hat seine ganz eigenen Pläne und Vorstellungen davon, wie die Dinge zu laufen haben.
Das Planen selbst ist nicht das Problem
Bitte verstehe mich nicht falsch, es geht mir hier nicht darum, das Planen grundlegend zu verteufeln. Es ist ganz und gar nicht falsch, sich zu überlegen, was man sich für die Zukunft wünscht und dann nach Wegen zu suchen, um diese Wünsche zu realisieren.
Ich finde es sogar äußerst wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind, was wir wollen, was uns wichtig ist und wo es hingehen soll. Denn ohne Ziel irren wir wie ein Boot ohne Kompass auf dem großen weiten Ozean umher und kommen womöglich niemals an Land.
Ziele sind wertvoll und geben uns Orientierung. Und sie spiegeln unsere Werte wider.
Stur und blind an Plänen festzuhalten bringt uns nichts
Es ist jedoch das eine, wenn ich mir bewusst mache, was meine Werte, meine Wünsche und Ziele sind und mir überlege, wie ich sie umsetze.
Und es ist etwas ganz anderes, an den konkreten Umsetzungsplänen festzuhalten, auch wenn sich der Wind inzwischen gedreht hat und gerade etwas ganz anderes wichtig und erforderlich ist.
Wenn ich mir vornehme, heute ein bestimmtes Arbeitspensum zu erfüllen, dann aber mit voller Nase und entzündeten Nebenhöhlen aufwache und mir schon bei der kleinsten Bewegung der Schädel brummt, dann ist es weder sinnvoll noch effizient, wenn ich mich trotzdem ins Büro schleppe und mich mit Schmerztabletten über Wasser halte.
In so einer Situation ist es wesentlich sinnvoller – und in der Regel auch zielführender – , wenn ich mich erst auskuriere, meine Kräfte regeneriere und dann wieder voller Energie und Tatendrang ans Werk gehe.
Unsere alten Glaubenssätze machen uns blind
Natürlich ist es nicht gerade leicht, sich immer auf das einzulassen, was das Leben gerade an uns heranträgt.
Wir haben alle irgendwann gelernt, dass wir uns zusammenreißen und anstrengen müssen. Und dass wir, wenn wir einmal losgelaufen sind, nicht einfach anhalten oder gar umdrehen dürfen. Wir haben gelernt, dass es wichtig ist, die Dinge durchzuziehen und uns an unsere Pläne zu halten, komme was wolle!
Die meisten von uns haben diese Glaubenssätze so sehr verinnerlicht, dass wir in der Regel gar nicht sehen, dass es möglich ist, von unseren Vorhaben abzuweichen.
Wir glauben so sehr, dass es nicht anders geht, dass wir alternative Handlungsmöglichkeiten einfach nicht wahrnehmen, auch wenn sie direkt vor unserer Nase auf uns ab hüpfen.
Wir sehen die Widerstände und Zwänge im Außen, obwohl sie eigentlich in uns drin sind.
Wir glauben, dass es so laufen muss, dass es nicht anders geht, dass wir so handeln müssen. Und erkennen dabei nicht, dass wir diejenigen sind, die uns diese Ketten angelegt haben.
Kontrolle abgeben – Was uns das Loslassen bringt
Es ist nicht leicht, zu einer neuen Haltung zu finden, durch die wir loslassen und uns auf den Fluss des Lebens einlassen können. Es geht hier auch um Vertrauen und das ist bei sehr vielen von uns nicht gerade unbelastet.
Doch es ist ein Anfang, wenn wir uns ins Bewusstsein rufen, dass das Leben in Phasen verläuft. Dass es für alles seine Zeit gibt und dass auf jeden Regen irgendwann Sonnenschein folgt.
Wenn du es schaffst, Stück für Stück loszulassen, wirst du sehen, dass es dadurch viel, viele leichter wird. Ja, es läuft dann nicht alles so, wie wir es ursprünglich wollten. Aber mal ehrlich – wann tut es das denn überhaupt?
Das Leben wird unendlich viel leichter, wenn wir loslassen. Wenn wir die Dinge immer mehr dem Fluss des Lebens überlassen und uns ihm nicht mehr entgegenstellen.
Dann werden plötzlich Kräfte frei, die wir wieder für all das einsetzen können, was uns am Herzen liegt.
Und wir kommen wesentlich leichter durch die stürmischen und schweren Phasen des Lebens.
Weil wir nicht mehr ankämpfen und endlich darauf vertrauen, dass sich alles schon zu seiner Zeit auf eine gute Weise fügen wird – auch wenn es dann vielleicht ganz anders wird, als wir es geplant haben.
Aber wer weiß, vielleicht wird es ja sogar noch viel besser?
Wo möchtest du gerne mehr loslassen können?
Wo merkst du, dass es dir schwer fällt, loszulassen und zu vertrauen? Wo würde es dir gut tun, dich daran zu erinnern, dass das Leben in Phasen verläuft und es für alles eine Zeit gibt? Wo hältst du blind und stur an Plänen fest, obwohl du schon lange spürst, dass es eigentlich Zeit für einen Richtungswechsel ist oder zumindest für eine Pause?
Schreib mir deine Erfahrungen und Gedanken gerne in den Kommentaren. Ich freue mich über jeden einzelnen!
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