Wenn wir das tun, was für uns das Richtige ist, kann das bedeuten, dass wir unsere Komfortzone verlassen müssen. Dass wir uns weit aus dem Fenster hinauslehnen müssen, wo uns möglicherweise ein Unwetter erwartet.

Und dass wir unserer Angst vor Ablehnung begegnen.

Integrität zu leben ist oft kein Spaziergang. Manchmal ist es sogar genau das Gegenteil.

Wenn wir unseren Weg gehen, müssen wir über unsere Grenzen hinausgehen und Dinge tun, vor denen wir Angst haben. Für mich ist es das Veröffentlichen meiner Blogposts.

Ich weiß, dass es mein Weg ist. Und ich will es tun, das spüre ich mit jeder Faser meines Körpers. Und doch schlägt mein Herz jedes Mal wie wild, wenn ein Text online geht oder ich ihn jemandem schicke, dessen Meinung mir wichtig ist.

 

Auch kleine Schritte können in uns Angst vor Ablehnung auslösen

 

Einer meiner Lehrer sagte einmal, wenn wir den Kopf aus dem Fenster strecken, dann werden wir gesehen und wahrgenommen. Doch uns wird nicht nur Sonnenschein begegnen.

Es wird auch mal regnen. Oder Stürmen. Und hin und wieder wird es blitzen und donnern, als würde die Welt gleich untergehen.

Es muss gar nicht die Veröffentlichung eines Textes im Internet sein, schon kleine mutige Taten mit viel weniger Öffentlichkeit können uns schlaflose Nächte bereiten.

Jedes Mal, wenn wir vom üblichen Weg abweichen und etwas tun, von dem wir nicht mit Sicherheit wissen, ob es gut ankommen wird, strecken wir unseren Kopf aus dem Fenster.

Und wir haben Angst, dass es regnen wird. Oder gar hageln. Ja, wir haben Angst vor Ablehnung, die uns möglicherweise begegnen wird.

 

Der Wunsch nach Gelassenheit

 

Ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich nach dem Posten eines Textes ständig nachschaue, ob er schon kommentiert, gelikt oder geteilt wurde.

Es gelingt mir nur mit Mühe und Not, mich mal zwei, drei Stündchen nicht bei Facebook einzuloggen, um herauszufinden, ob in der Zwischenzeit schon jemand auf meinen Text reagiert hat.

Ich sehe, wie sehr ich mich nach positivem Feedback sehne, nach Applaus und Anerkennung. Und ich wünsche mir, dass es aufhört. Dass ich meine Texte in die Welt hinausschicken und mich dann ganz entspannt, fast gleichmütig zurücklehnen und alles weitere dem Universum überlassen kann.

Ich möchte das Bedürfnis nach Kontrolle abgeben und mit innerer Ruhe und Gelassenheit dabei zusehen, wie sich die Dinge entwickeln. Ganz von alleine. Unbeteiligt. Ruhig und gelassen.

 

Die Angst vor Ablehnung gehört zu mutigen Schritten dazu

 

Doch ist es überhaupt möglich, sich weit aus dem Fenster zu lehnen und dabei nicht kribbelig und nervös zu werden? Sondern seelenruhig zum Alltag zurückzukehren, als wäre nichts geschehen? Völlig gleichgültig der Reaktion anderer gegenüber?

Nein, es ist nicht möglich. Denn die innere Unruhe, Anspannung und Nervosität gehören zu den mutigen Schritten dazu. Genauso wie die Angst vor Ablehnung und die Suche nach Bestätigung.

Ich verlasse die gewohnten Pfade, riskiere etwas und habe plötzlich nichts mehr, das mir Halt gibt. Das mir sagt: „Alles ist gut! Das, was du tust, ist richtig, mache weiter so!“

Diese Sicherheit muss ich mir auf dem neuen Terrain erst wieder erarbeiten, Stück für Stück. Und das braucht Zeit.

 

Die eigene Angst und Aufregung annehmen

 

Die einzige Möglichkeit, dieser inneren Unruhe auf sinnvolle und nützliche Weise zu begegnen, liegt wohl darin, sie anzunehmen.

Denn auf jede Herausforderung, die wir meistern, folgt eine neue. Denn nur so ist beständiges Wachstum möglich.

Aber wenn wir eine Herausforderung bewältigt haben, bedarf es eines neuen Schweregrades, um uns immer weiter zu bringen und über unsere eigenen Grenzen hinauswachsen zu lassen.

Vermutlich wird es jedes Mal, wenn wir vor einer neuen Aufgabe stehen, ähnlich wie beim ersten Mal sein.

Die Aufregung, die Angst, zu versagen und durchzufallen und schließlich die Gunst anderer zu verlieren, das Herzrasen und die schlaflosen Nächte – sie werden wohl immer wieder kommen. Mit jeder neuen Herausforderung.

Vielleicht gewöhne ich mich nie daran. Und vielleicht werde ich mir in zehn Jahren immer noch wünschen, nicht so aufgeregt und angespannt zu sein, wenn ich wieder etwas mehr von mir preisgebe, wieder ein bisschen mehr riskiere.

Aber wir können lernen, die Aufregung anzunehmen und sie als Teil der Aufgabe zu betrachten. Es bedarf einiger Übung. Doch es ist möglich, mit der Angst vor Ablenung Frieden zu schließen und sie schlichtweg als Teil des Weges zu betrachten.

 

Frieden schließen mit der Angst vor Ablehnung

 

Was mir dabei hilft, ist, die Angst wie einen kleinen Affen zu betrachten, der immer an meiner Seite ist und mich auf meinem Weg begleitet.

Meistens ist er ruhig und ich vergesse sogar, dass er da ist. Doch wenn er wieder einmal mit mir vor so einer neuen Herausforderung steht, die mich an meine Grenzen bringt, dann dreht er plötzlich durch.

Er schreit, springt hektisch auf und ab und zerrt an meinem Bein. Ich kann dann ebenfalls in Panik ausbrechen, losschreien, ihn schütteln und anbrüllen, er solle doch endlich still sein.

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Oder: Ich setze mich neben ihn und schaue ihn ganz ruhig an. Ich lasse ihn toben, so lange er toben muss. Lasse ihn schreien, bis es nichts mehr zu schreien gibt. Ich lasse ihn so lange auf und ab springen, bis er sich beruhigt, ganz von alleine.

Die ganze Zeit bleibe ich bei ihm. Ich schimpfe ihn nicht, ärgere mich nicht über ihn und versuche ihn auch nicht zu beruhigen. Ich bin einfach nur da, in dem vollen Vertrauen, dass mein kleiner Affe sich ganz von alleine beruhen wird.

Denn er tut es. Früher oder später. Denn jede Aufregung, sei sie noch so groß, geht vorbei. So wie auf jeden Regen irgendwann Sonnenschein folgt.

 

Sei freundlich zu deinem Affen

 

Wir können nichts dagegen tun, dass unser Affe immer mal ausrastet. So wie die Herausforderung immer wieder kommen und uns dazu einladen, innerlich zu wachsen, so wird auch unser Affe seinen Part erfüllen, wenn es soweit ist.

Aber wir können lernen, die Ruhe zu bewahren. Ihn ausrasten lassen und ihn dabei gelassen und unbeteiligt beobachten. Es ist nicht leicht, aber möglich.

Und alles fängt mit dem Annehmen an. Denn nur, wenn wir akzeptieren, dass es diesen kleinen Affen gibt, die Aufregung bei mutigen Schritten und die Angst vor Ablehnung, nur dann können wir Freundschaft mit ihm schließen.

Wir können herausfinden, was er braucht, damit es beim nächsten Mal nicht ganz so schlimm wird. Und was ihm hilft, gut durch die Phasen der Aufregung hindurch zu kommen.

Und vielleicht, ja, ganz vielleicht regt er sich dann eines Tages doch nicht mehr so auf. Und der Traum von innerer Ruhe und Gelassenheit inmitten des Sturmes wird Stück für Stück in Erfüllung gehen.

 

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Foto: Julian Santa Ana 

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