Kennst du das auch, du stehst vor dem Spiegel und siehst mal wieder nur die Stellen an deinem Körper, die dir nicht gefallen? Je länger du hinsiehst, desto unwohler fühlst du dich und in deinem Kopf kreisen deine Gedanken wie wild um all das, was nicht so ist, wie du es gerne hättest.

Wenn ich an der Stelle nicht richtig gut aufpasse, können mich solche Gedanken total runterziehen und ich fühle mich nur noch grauenvoll und wie ein Häuflein Elend.

 

Äußere Veränderungen garantieren keine innere Zufriedenheit

 

Vor ein paar Jahren habe ich beschlossen, dass ich nicht mehr meinen Körper ändern möchte, sondern meine Beziehung zu ihm – damit ich mich endlich wieder so richtig wohl mit ihm fühle. Ich möchte meinen eigenen Körper so annehmen wie er ist.

Denn ich habe erkannt: Selbst wenn ich dieses Pölsterchen wegbekomme und selbst wenn jenes Problem behoben ist, das wird mich nicht zur absoluten Zufriedenheit führen.

Denn ich hatte schon erlebt, dass sich eine große „Problemzone“ vorübergehend nahezu in Luft aufgelöst hatte – und doch war ich nicht zufrieden, war ich einfach nicht glücklich mit meinem Körper.

 

Den eigenen Körper annehmen wie er ist

 

Ich habe also verstanden: Wenn ich mich wirklich wohl mit meinem Äußeren fühlen will, muss ich das Problem von innen her angehen. Nur wenn ich das Denken über meinen Körper ändere, wird sich auch die Beziehung zu ihm nachhaltig verbessern. Nur so kann ich lernen, meinen eigenen Körper so anzunehmen, wie er ist.

Es geht mir hier jedoch nicht darum, dass wir uns nur noch gehen lassen sollen und uns überhaupt nicht mehr um unseren Körper kümmern sollen – im Gegenteil! Dieser Text ist ein Plädoyer für eine Hinwendung zum Körper, aber auf eine liebevolle und annehmende Art und Weise.

Deshalb möchte ich dir sieben Gedanken und Perspektiven an die Hand geben, die dir dabei helfen, die Beziehung zu deinem Körper zu verbessern.

 

1. Dein Körper ist perfekt und wunderschön, genau so wie er ist

 

Wenn sich ein Außerirdischer unsere Medien, unsere Filme und unsere Werbung ansehen würde, könnte er ganz leicht zu dem Schluss kommen, dass die Frauen auf diesem Planeten alle gleich aussehen. Groß, dünn, mit langen blonden Haaren, wohl geformten Brüsten und Hüften und makelloser glatter Haut.

Vielleicht würden Sie uns ja für Roboter halten, die alle aus der gleichen Fabrik stammen.

Wohin man auch blickt, wir werden bombardiert mit Bilder von immer dem gleichen Typ Frau.

Und wenn im Film oder anderen Formaten mal eine Frau auftaucht, die nicht nahezu magersüchtig ist, wird sie als Außenseiterin dargestellt oder gar als „plus size“ bezeichnet. Das heißt: Nur dünn ist normal, alles andere ist abnormal. Aber stimmt das?

Wie viele echte Frauen entsprechen diesem Schönheitsdeal wirklich? Gehörst du dazu?

Ich jedenfalls nicht. Und lange hat mich das sehr belastet. Doch warum sollen denn alle Frauen gleich aussehen? Wenn es so wäre, wäre das nicht ziemlich langweilig?

Jeder Körper ist anders und so individuell wie das Wesen, das darin steckt. Und alle Formen sind gut und richtig.

Wir sehen immer nur diesen einen Non-plus-ultra-Körper und glauben dann irgendwann, dass das der einzig richtig, weil einzig schöne ist. Und am Ende erscheint uns unser normaler Körper daneben als vollkommen falsch. Doch das ist nicht wahr!

Schönheit ist überall und in jedem Körper, wir müssen uns nur dafür öffnen – oder vielmehr unsere Augen. Und dann können wir sie auch sehen und genießen.

 

2. Dein Körper ist Ausdruck deines Wesens und deiner Individualität

 

Ist dir mal aufgefallen, dass die äußere Erscheinung sehr viel über einen Menschen verrät?

Wie wir uns bewegen, wie wir uns kleiden, ob und wie wir uns schminken, ob wir eine Sorgenfalte oder ein Lächeln im Gesicht tragen, all das und so vieles mehr sagt aufmerksamen Menschen eine Menge über uns.

Und wie steht es mit unseren Körperformen? Ich könnte nicht sagen, was ein kleiner oder ein großer Busen über die Trägerin desselben erzählt und erst recht möchte ich mich hier nicht in pseudo-psychologischem Schubladendenken ergehen.

Doch nachdem ich mal eine Weile auf der Straße ganz aufgeschlossen, neugierig und möglichst vorurteilsfrei die verschiedenen Körper betrachtet habe, die an mir vorbeiliefen, kam mir der Gedanke, dass auch sie eine Art Sprache sind, dass sie uns viel über den Menschen verraten – das meiste natürlich auf einer unbewussten Ebene.

Denn schließlich sind unsere Körper so individuell wie unser Fingerabdruck, da liegt es doch nahe, dass das nicht alles nur willkürlich und bedeutungslos ist.

Und wenn das so ist, ist es dann nicht wichtig, zu dem zu stehen, was wir sin und was unser Körper ausdrücken möchte? Oder es zumindest als einen Ausdruck unserer Selbst anzunehmen?

Oder es gar als ein Zeichen der Einzigartigkeit zu sehen?

3. Dein Körper ist wertvoll und kostbar

 

Das ist eine scheinbar banale Weisheit, doch sie hat es in sich.

Unser Körper, dieses Meisterwerk, leistet uns unfassbare Dienste. Er ermöglicht uns, diese Welt mit allen Sinnen zu erfahren und wundervolle Dinge zu erleben.

Nur durch ihn können wir riechen, fühlen, schmecken und so vieles erfahren, was unser Geist alleine nicht erfahren könnte.

Denn woher weißt du, wie es ist, durch den Wald zu spazieren, die Vögel zu hören, das Spiel des Lichtes auf den Blättern zu beobachten, den Duft der Erde einzuatmen, den kühlen Luftzug auf deiner Haut zu spüren und die Kraft, die bei jedem Schritt durch deine Beine strömt, zu fühlen?

Du weißt es nur, weil du es durch deinen Körper erfahren darfst.

Vielleicht möchtest du dir diese Tatsache das nächste Mal ins Gedächtnis rufen, wenn du dabei bist, deinen Körper nur nach deinem „fehlerhaften“ Äußeren zu beurteilen.

Und dann sag ihm doch einfach mal Danke für all das, was er dir den lieben langen Tag über ermöglicht.

Denn Dankbarkeit und Wertschätzung sind gut Helferinnen auf dem Weg, den eigenen Körper so anzunehmen, wie er ist.

 

4. Sind das wirklich deine eigenen Gedanken?

 

Ich habe irgendwann gemerkt, dass ein großer Teil meiner Unzufriedenheit mit meinem Körper daher kam, dass ich mir immer vorgestellt habe, dass andere ihn nicht schön oder attraktiv finden, vor allem Männer.

Wenn ich dann nur darauf geachtet habe, wie ich mich mit ihm fühle, wie er sich von innen heraus anfühlt, wenn ich zum Beispiel entspannt im Bett liege, habe ich festgestellt, dass ich selbst ihn gar nicht so falsch finde, wie ich immer dachte. Dass er sich im Grunde gut und richtig anfühlt.

Dann habe ich mir auch die Stellen, von denen ich glaubte, Männer würden sie hässlich oder gar eklig finden, genauer angesehen und mich gefragt, ob ich diese Stellen auch unabhängig von diesem externen Blick abstoßend fände.

Und siehe da, als ich mir meinen Bauchspeck einmal ganz wertfrei angesehen habe, konnte ich feststellen, dass nichts daran hässlich ist – auch wenn er nicht dem gesellschatlichen Ideal entspricht.

Mir wurde klar, dass es immer nur der Gedanke ist, ein anderer könnte meinen Bauch eklig finden, der mich quälte und belastete.

Diese Gedanken sind bis heute noch nicht vollständig aus meinem Kopf verschwunden, doch das Wissen über diese Zusammenhänge hat mir sehr dabei geholfen, meinen Körper wieder ein Stück mehr anzunehmen.

Frage dich doch mal, wie es bei dir ist: Sind diese negativen Gedanken über deinen Körper tatsächlich allesamt deine eigenen?

Wie fühlst du dich mit deinem Körper, von innen heraus und mit geschlossenen Augen?

Und wenn du all diese Gedanken beiseite schiebst, was siehst du wirklich?

 

5. Es ist nicht wichtig, dass andere deinen Körper schön finden. Nur du musst dich mit ihm wohl fühlen

 

Wie so viele Frauen habe auch ich mir schon anhören müssen, dass mein Körper nicht richtig sei, dass dies und jenes nicht schön oder zumindest verbesserungswürdig sei.

Nicht nur, dass es anmaßend ist, dass sich ein anderer ein Urteil über unser Äußeres erlaubt und dann auch noch glaubt, uns das aufs Brot schmieren zu dürfen. Nein, es tut auch noch wahnsinnig weh.

Und wir merken uns diese Kommentare und lassen sie in Endlosschleife in unserem Kopf ablaufen, bis wir sie so sehr verinnerlicht haben, dass sie für uns „wahr“ sind.

Doch Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Und das heißt für mich auch, dass es mehr über den anderen als über mich aussagt, ob mich jemand schön oder hässlich findet.

Du weißt vielleicht selbst, dass wir die Menschen, die wir lieben, meistens auch schön finden. Und wenn wir jemanden nicht leiden können, ist es auch wahrscheinlicher, dass wir diesen Menschen nicht besonders schön finden.

Hinzu kommt, dass mein Urteil über einen anderen immer durch das Urteil, das ich über mich selbst gefällt habe, geprägt ist.

Wer sich seiner eigenen Schönheit bewusst ist, kann sie auch in anderen viel leichter erkennen. Doch wer an sich nur Fehler sieht, wird auch an anderen kein gutes Haar lassen können.

Wenn andere Menschen dein Äußeres kritisieren, kannst du das also getrost in den Wind schießen.

Und letztlich ist es sowieso nicht wichtig, was andere Menschen über deinen Körper denken. Denn was bringt es dir denn wirklich, dass dich jemand schön findet?

Was hast du davon, außer dass du dich vielleicht für kurze Zeit geschmeichelt fühlst? Wie nachhaltig ist das? Und wie sehr hilft es dir dabei, deinen eigenen Körper so anzunehmen, wie er ist?

Das einzige Urteil, das wirklich von Bedeutung ist, ist jenes, das du über dich selbst fällst. Alles andere ist unwichtig.

 

6. Wer sich schön fühlt, ist automatisch schöner

 

Was macht einen Menschen wirklich schön? Ich meine echte Menschen, denen wir begegnen und die wir persönlich erleben, die wir nicht nur auf Werbeplakaten und in Hollywoodfilmen sehen?

Wie viel tragen ihre objektiven Maße, das Gewicht, die Proportionen zu unserem ästhetischen Empfinden bei? Und wie sehr beeinflusst ihre Ausstrahlung, der Ausdruck ihrer Stimmung, ihrer Gedanken und Gefühle unsere Wahrnehmung?

Wenn du dich wohl fühlst, wenn du glücklich und zufrieden bist und ein gutes Gefühl im Körper hast, bist du für andere Menschen automatisch viel schöner, als wenn es dir schlecht geht und miese Gedanken durch deinen Kopf spuken.

Wie wir uns fühlen beeinflusst also direkt, wie wir aussehen.

Somit ist es nicht nur für unsere Seelenhygiene wichtig, die Beziehung zu unserem Körper zu verbessern und ihn immer mehr anzunehmen. Nein, es sorgt auch dafür, dass wir objektiv schöner werden.

Letztlich geht es ja nicht darum, schön zu sein. Ich denke, dass es wesentlich wichtigere und sinnvollere Ziele im Leben gibt, die uns auch allesamt nachhaltiger und verlässlicher glücklich machen.

Doch wenn wir uns schon über unser Äußeres den Kopf zerbrechen, dann kann uns dieser Gedanke dabei helfen, den Fokus auf das zu lenken, was uns wirklich weiter bringt:

Sorge für dein Inneres, dann zieht das Äußere ganz von alleine nach!

7. Nicht alle müssen dich schön finden, nur einer

 

Noch ein letztes Mal zu den Männern: Wir wollen ihnen gefallen, denn wir wurden unser Leben lang darauf getrimmt.

Uns wurde eingebläut, dass es wichtig ist, dass wir hübsch sind und man uns schön findet. Wenn nicht sogar das Allerwichtigste.

Doch natürlich ist das nicht wahr. Denn welchen Wert hat es, wenn dich alle Welt schön findet? Warum dafür verbiegen, dass du in das gängige Schönheitsideal passt?

Letztlich kommt es doch nur darauf an, dass der Mensch deinen Körper liebt, mit dem du auch zusammen bist – nicht alle Männer dieser Welt. (Und natürlich rangiert auch das in seiner Bedeutung weit nach der Meinung, die du selbst von dir und deinem Körper hast.)

Ich sehe das inzwischen so, dass ich nicht dafür da bin, dass mein Partner mich schön findet und es durchaus okay ist, wenn er mich/meine Frisur/meine Kleidung mal nicht schön findet.

Doch wenn ich mich „schön mache“, dann mache ich das gerne auch, um ihm damit ein Geschenk zu machen, weil ich weiß, dass er sich dann an meinem Äußeren erfreut.

So wie an leckerer Eiscreme oder schöner Musik. Es ist nicht wichtig oder gar notwendig, aber einfach schön und macht Freude.

Und der Mensch, der dich wirklich liebt, findet dich auch schön, ganz egal wie du aussiehst.

 

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Foto: Priscilla Du Preez

 

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