Ich sitze am Main, genieße die warme Sonne auf meiner Haut, das ruhig dahinfließende Wasser des Flusses, das Rauschen des Windes in den Bäumen und die Stille, die mich umgibt. Ich bin in Ruhe, in Frieden und spüre die Offenheit meines Lebens. In dem sich jeden Moment alles ändern kann. Wo nichts sicher und für die Ewigkeit ist. Wo jeder Aspekt sich in jeder Sekunde in eine neue Richtung entwickeln kann.
Gewissheit gibt es nicht. Zumindest nicht, was die physische Welt betrifft. Niemand weiß, wie lange er noch leben wird. Und was in diesem seinen verbleibenden Leben alles geschehen wird. Gewissheit, wie Sicherheit oder Beständigkeit, ist eine Illusion.
Früher haben mir diese Gedanken oft Angst gemacht. Nicht zu wissen, was passieren wird, bedeutet Kontrollverlust. Und schreckliche Dinge können geschehen. Armut, Elend, Krankheiten, großes Leid.
An der Tatsache, dass diese Dinge immer noch eintreten können, in jedem Moment meines Lebens, hat sich nichts geändert.
Doch meine Haltung ihr gegenüber hat es. Und zwar grundlegend.
Unsicherheit, fehlende Gewissheit und Kontrolle, Nicht-Wissen. Inzwischen genieße ich die Tatsache, dass alles offen ist und ich keinen direkten Einfluss darauf habe, was gleich geschieht. Nicht immer, natürlich. Auch heute macht es mir noch manchmal Angst und Sorgen habe ich noch lange nicht vollständig von der Karte meiner inneren Landschaft gestrichen.
Doch die Momente der Freude und Gelassenheit werden immer häufiger.
Wenn nichts sicher ist, ist auch alles möglich
Wenn ich nicht weiß, was kommen wird, und mir diese Tatsache bewusst mache, kann mir das Angst einjagen. Doch dann sehe ich nur einen Teil der Wahrheit. Denn wenn nichts sicher ist und es keine Garantie für nichts gibt, dann ist auch alles möglich – und zwar im schlechten wie im guten Sinne.
Das Nicht-Wissen ist ein großes Geschenk. Wenn ich mir klar mache, dass ich nicht weiß, was mir die Zukunft bringt, kann ich aufhören, alles kontrollieren und beeinflussen zu wollen. Ich kann mich zurücklehnen und dabei zusehen, wie sich ein Moment nach dem anderen entfaltet und erblüht. Ich kann im Hier und Jetzt ankommen und mich um das kümmern, was direkt vor mir liegt.
Die Gegenwart. Den einzigen Moment meines Lebens, auf den ich tatsächlich Einfluss nehmen kann. Nur dieser Moment, das Jetzt, ist real. Hier und Jetzt kann ich wirken und mein Bestes geben. Und dann beobachten, was daraus wird.
Wenn wir loslassen und akzeptieren, dass wir nicht wissen, was im nächsten Moment geschieht, kann das zu großer Entspannung führen. Denn wenn ich nicht weiß, was kommt, warum sollte ich mir dann Sorgen darum machen? Und mir in jedem Detail den schlimmsten Verlauf ausmalen? Und meinen Schlaf opfern, um in Endlosschleife darüber zu grübeln, was ich alles tun kann, um das garantiert eintretende Übel abzuwenden? Was für eine grenzenlose Energieverschwendung.
Nicht-Wissen bedeutet nicht, dass ich mich um nichts mehr kümmere
Ich sage nicht, dass wir uns nur noch in die Hängematte legen und Däumchen drehen sollen. Das wäre ein fatales Missverständnis des Nicht-Wissens. Nicht wissen bedeutet nicht, dass ich mich um nichts mehr kümmere oder bemühe. Auch wenn ich nicht weiß, was mir die Zukunft bringen wird, versuche ich doch, hier und jetzt mein Bestes zu tun. Eben das, was dieser Moment gerade erfordert.
Wenn ich weniger mit meinen Gedanken mit der Zukunft beschäftigt bin, habe ich mehr davon für den gegenwärtigen Moment übrig. Ich kann mich mehr darauf konzentrieren, was diese Situation, in der ich mich gerade befinde, erfordert und was ich tun kann für eine günstige Entwicklung.
Und wenn es gerade nichts zu tun gibt, kann ich mich tatsächlich einfach zurücklehnen. Vielleicht sogar in eine Hängematte. Ich glaube, das tun die meisten von uns viel zu selten. Und stelle dir vor, du liegst in einer wunderbar angenehmen Hängematte, bist rundum versorgt und es gibt nichts zu tun – und dein Kopf ist frei von Sorgen und Ängsten. Wäre das nicht großartig?
Ein Grund mehr, sich zu entspannen und loszulassen.
Das Leben hält nicht ausschließlich diese wundervollen Hängematte-Momente für uns bereit. Doch in der Regel ist es ein bunter Strauß unterschiedlichster Erfahrungen, angenehmer wie unangenehmer. Wenn wir die schönen Momente mit Sorgen über eine möglicherweise schlechte Zukunft füllen, verschenken wir viel von dem Zauber, den das Leben für uns bereit hält. Sorgen kann ich mich, wenn diese schlechte Zukunft tatsächlich eintreten sollte. Und nur dann kann ich auch etwas tun, wenn sie eingetreten ist und ich weiß, was zu tun ist. Vorher ist all das reine Spekulation.
Wenn du also magst, dann lasse für jetzt los. Lasse die Zukunft Zukunft sein und kehre in den Moment zurück, in dem du dich jetzt gerade befindest. Dies ist der einzige, den es wirklich gibt, den du fühlen, auskosten und leben kannst. Und es ist der Moment, in dem du handeln kannst. Der einzige.
Genieße ihn. Sei vollständig hier. Und um das, was kommt, kümmerst du dich einfach dann, wenn es kommt.
In Ruhe und Gelassenheit. Und vollkommenem Nicht-Wissen.
Foto: Alex Jodoin
Ja, ja, ja! Was für eine wichtige Erinnerung. Heute fühle ich mich kra k und doch irgendwie getrieben, etwas zu erledigen. Dabei gibt es nichts zu erledigen. Ich kann einfach hier im Bett liegen und das genießen. Für mich ist gesorgt. Ich merke, wie ich alles in mir ein wenig mehr entspannt. Danke dir dafür!
Ja, genau, es gibt nichts zu tun. Das ist so wahr und auch ich vergesse es immer wieder. Wir können nicht mehr tun, als unser Bestes zu geben. Und manchmal besteht das ganz einfach darin, den Bedürfnissen unseres Körpers Rechnung zu tragen und uns auszuruhen. Und hey, das ist so wichtig! Ruhephasen braucht jeder und alles, die Natur macht es uns jetzt gerade wieder sehr eindrücklich vor. Kein Wachstum ohne Ruhe. Ich wünsche dir gute Besserung und genussvolles Ausruhen!